Lasst uns alle einmal in die Haut von Markus schlüpfen. Markus wer? Spielt keine Rolle, denn momentan sind wir alle ein bisschen «Markus».
Markus arbeitet bei der «Müller Assekuranz AG». Letzte Woche fand die jährliche Kader-Konferenz seines Arbeitgebers statt. In Nicht-Corona-Zeiten ist der Anlass geprägt von ausgezeichneten Apéro-Häppchen und frohem Beisammensein mit bekannten und neuen Gesichtern der Firma. Klar, es wird auch «gebüezt»: Meist folgen nach mittelmässig bis guten Strategie-Präsentationen von CEO und Divisionsleitern intensive Gruppenarbeiten resp. Workshops, in denen wichtige Massnahmen entwickelt werden. Kurzum: Normalerweise sind das zwei abwechslungsreiche Tage, bei denen zwar gearbeitet wird, aber der Spass nicht zu kurz kommt.
Aber: Wir leben momentan nicht in einer «normalen» Welt. Corona macht uns einen Strich durch die Rechnung. Und so spaziert Markus am Donnerstagmorgen eben nicht mit seinem Koffer und zwei Anzügen ins Zürich Marriott Hotel, sondern sitzt mit Hemd und Boxershorts vor dem Computer in seiner 5.5-Zimmer-Wohnung und klickt bei MS Teams auf «Jetzt teilnehmen». Kaffee und «Gipfeli» muss er dieses Mal allein geniessen. Er hält vor Beginn keinen Schwatz vor dem Seminarraum mit Dejan oder Petra, die extra aus Bern angereist sind.
Der Blick aufs Programm lässt Markus erschaudern: Die Konferenz wurde auf einen Tag gekürzt. Eine Präsentation folgt der anderen. Eine Pause gibt es lediglich über Mittag und als Highlight ist die Podiumsdiskussion der Geschäftsleitungsmitglieder gekennzeichnet. Aber gut, Markus lässt sich auf das Experiment ein, ganz nach dem Unternehmenswert «Offen für Neues».
Gerade als CEO Manfred mit seiner Präsentation beginnt, hört Markus Renato von der Claims-Abteilung: «Jedes Jahr verzellt er s’gliiche!» Und Stéphanie, Kommunikationsleiterin und Moderatorin der jährlichen Kader-Konferenz: «Renato, kannst du dich bitte stummschalten?». Selbst nach gut einem Jahr virtueller Meetings und Konferenzen scheint das noch immer nicht selbstverständlich zu sein. Stéphanie muss immer wieder Leute stummschalten. Auch sonst scheint sie etwas zerstreut: Normalerweise ist sie eine souveräne Moderatorin, aber an diesem Donnerstag hört man – leicht genervt – Kommentare wie: «Screen-Sharing chunt grad, hehe», «Ja, Aliana, du bisch dra mit dinere Divisions-Präsentation und du musch din Bildschirm teile, mit de Muus nach obe rechts fahre und klicke».
Es ist ein quälend langer Tag. Bereits nach der 45-minütigen Präsentation von CEO Manfred schläft Markus das Gesicht fast ein. Und als Manfred am Ende seines Inputs auch noch verzweifelt nach Fragen aus dem Publikum ringt, würde Markus am liebsten nicht mit «Handheben», sondern mit «Facepalm» reagieren. Natürlich hat keiner Fragen – es sind mittlerweile fast alle eingenickt! Und warum sollte ich auch vor 80 Kader-Mitarbeitenden das Risiko eingehen, meine Stummschaltung aufzuheben und mich mit einer Frage zu blamieren?
Wie die weiteren Divisionspräsentationen und das Highlight «Podiumsdiskussion» laufen, könnt ihr euch wahrscheinlich vorstellen.
Zurück zu uns: Auch wir sind alle ein bisschen «Markus», denn auch nach gut einem Jahr Pandemie dominieren Formate wie das oben beschriebene. Dabei könnten wir mit einigen wenigen Tipps & Tricks vor solchen Höllenritten bewahrt werden.
In den kommenden Tagen werden wir hier im Blog Lösungsansätze für die virtuelle Umsetzung von Workshops und Konferenzen skizzieren – mit Fokus auf die Themen:
- natürliches Networking
- wirkungsvoll angelegte Gruppenarbeiten resp. Breakout-Sessions
- abwechslungsreiche Interaktionsformate
- fundierte Dramaturgie
- verschiedene Akteure und Rollen
Seid gespannt! Solltest du dich in der Zwischenzeit über virtuelle Konferenzen und Workshops unterhalten wollen – ob virtuell oder vor Ort – sind wir immer für einen Kaffee zu haben. Melde dich bei uns!
Illustration: Patrick Graf
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Farner Consulting AG
Katarina Isailovic
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