Gastbeitrag von Raphael Dobmann (DU DA Data & Commtech by Farner)

Raphael Dobmann hat von 2019 bis 2021 als Kommunikationsberater bei Farner Consulting gearbeitet und verantwortet seit November den Bereich Business Development & Sales bei der Gruppengesellschaft DU DA Data & Commtech by Farner , wo er sich vor allem mit «myheroes» beschäftigt. Seit 2015 ist er auf dem Footballfeld aktiv: bei den Argovia Pirates, Lugano Rebels und den Luzern Lions.

«Das ist doch gut – dann sieht man dir an, dass du nicht nur ein Schreibtischtäter bist!»

Im Frühling 2019, als ich bei Farner angefangen hatte, war ich gleichzeitig mitten in der American-Football-Saison mit den Lugano Rebels. Vollkontaktsport bedeutet, dass man auch mal mit grösseren blauen Flecken im Büro auftaucht – zur Belustigung vieler Kolleg:innen. Für viele war es aber nur bedingt verständlich, dass ich jede Woche, teilweise mehrmals, über zwei Stunden von Zürich ins Tessin gefahren bin, nur um mich – etwas salopp ausgedrückt – verhauen zu lassen. Heute stelle ich mir genau dieselbe Frage: Weshalb investieren wir so viel Zeit und Schweiss in eine Tätigkeit?

Mehr als nur Ausgleich zum Beruf

Der Lohn? In meinem Fall als Footballspieler inexistent. Im Gegenteil: Wir bezahlen Mitgliederbeiträge, um Auswärtsfahrten und Coaches zu finanzieren, und kaufen all unsere Ausrüstung selbst. Und wer zu Spitzenzeiten bis zu 20 Stunden pro Woche in Training und Matches investiert, tut das nicht einfach als Ausgleich zum Beruf.

Was mich – und wohl sehr viele andere Mannschaftssportler:innen – antreibt, ist die Freude am gemeinsamen Erbringen von Höchstleistungen auf dem Platz. Das Wissen, dass sich jedes Teammitglied für das andere zerreisst. Oder wie es mein Teamkollege Enrico Guerra ausgedrückt hat: “Football ist Leidenschaft, Adrenalin, Emotionen, Schweiss, Hingabe und Brüderschaft, alles in einem Topf!”

Bild: Screenshot Facebook

Das “why” eines Teams – mehr als nur Selbstzweck

Teams, im Job und im Sport, setzen sich Ziele, die sie erreichen möchten. Aber was passiert, wenn der Aufstieg in die Nationalliga B geglückt ist, wenn der Umsatz um 10% gesteigert wurde und der lang vorbereitete Pitch erfolgreich war? Wir suchen uns neue Ziele, erreichen oder verfehlen diese, rinse and repeat. Was bleibt, ist der Grund, warum wir diese Ziele überhaupt erreichen möchten – oder eben das “why”. Ein Teil des “why” ist der Purpose: die Essenz, warum eine Organisation oder ein Team existiert, was es antreibt und was es motiviert.

Ein Purpose fungiert für Organisationen und Teams als gemeinsamer Leitstern. All die Ziele, die sich ein Team steckt, sind Etappenziele auf dem oft langwierigen Weg, der Vision Schritt für Schritt näher zu kommen. Damit der Purpose zum Leben gebracht werden kann, orientieren wir uns an Unternehmenswerten. Sie dienen als eine Art Spielregeln: Woran glauben wir, was halten wir für wichtig? Wie wir uns im Team verhalten und welche Entscheidungen wir treffen, soll zu einem grossen Teil von den Werten gesteuert sein.

Aber nicht immer ist der Sternenhimmel klar – ein Purpose-Leitstern kann auch mal hinter den Wolken des Alltags verschwinden. Werte treten in den Hintergrund, das Fressen kommt vor der Moral. Umso wichtiger ist es, immer wieder Orientierung zu bieten: Vorbilder, welche die Werte verständlich machen und vorleben, und Feedbacks, die mir als Teammitglied zeigen, ob ich auf dem richtigen Weg bin.

Starke Teams sind anziehend

Warum lasse ich mich denn jetzt regelmässig verhauen? Die Antwort ist bestechend einfach: Football bietet mir nicht nur sehr direkte Feedbacks von Mit- und Gegenspielern, Captains und Coaches, sondern auch ein Team, das geprägt ist von Hingabe und einem brüderlichen Spirit. Ein Team, das geprägt ist von gemeinsamen Zielen, von einer gemeinsamen Philosophie und von starker Einheit. Ein solches Team zieht an: so stark, dass ich in einer Saison tausende Kilometer im Zug auf mich nehme und enorme zeitliche, körperliche und mentale Opfer bringe. So stark, dass ich in jeder Aktion auf dem Platz 120% meiner Leistung gebe – denn ich weiss: es wird geschätzt.


Auch ein Gegenspieler, der in einer Aktion die Oberhand behält, bedeutet Feedback.
Bild: Lars Kauz, mit freundlicher Genehmigung.

Am Arbeitsplatz können genau diese Dinge aber verloren gehen. Die Werte sind versteckt im Leitbild auf Seite 32, das seit Stellenantritt nie mehr durchgeblättert wurde. Vorgesetzte, welche die Werte vorleben, sind rar, und Feedback findet höchstens einmal jährlich im Mitarbeitergespräch statt – im Alltag fällt es oft zwischen Stuhl und Bank. Arbeitnehmende verlieren im Alltag die Orientierung, erfahren wenig Wertschätzung und steigen früher oder später frustriert aus. Gallup nennt diese Phänomene “Disengagement” – ein Problem mit grossen Kostenimplikationen: Nicht engagierte Mitarbeitende sind weniger produktiv, fehlen öfters am Arbeitsplatz und haben eine deutlich erhöhte Fluktuation. Das alles kostet reales Geld – rund 34% des Lohns geht so verloren.

Vom Sport ins Büro

Aus meiner eigenen sportlichen Erfahrung weiss ich: In einem Umfeld mit inspirierendem und vor allem gelebtem Purpose, wo starke Werte das Verhalten prägen und ich laufend bestärkendes Feedback erhalte, bin ich hochperformant. Starke Teams wachsen dementsprechend über sich hinaus und erreichen Ziele, die gar nicht für möglich gehalten wurden. Beispiele gefällig? Die Champions-League-Auftritte des kleinen FC Thun im Jahr 2005, der Premier-League-Sieg von Leicester FC2016 oder der EM-Triumph von Griechenland 2004. Wohl kaum die stärksten Einzeltalente, aber sehr wohl Teams, die wie Pech und Schwefel zusammenhielten.

Solche starken Teams können sehr wohl auch im Unternehmen entstehen. Genau das hat sich myheroes zum Ziel gesetzt: Behavioral Science und Gamification bringen die eigene Wertekommunikation und Feedbackkultur wirkungsvoll auf Touren, während die Organisation wertvolle Insights darüber gewinnt, wie ausgeprägt die Werte gesamthaft gelebt werden. Ich freue mich darauf, mit Ihnen zu besprechen, wie wir Ihr Team noch stärker machen können.

E-Mail: raphael@myheroes.app