4 Fragen an Philipp Kämpf

Datum

10/03/22

Seit knapp vier Jahren verantwortet Philipp Kämpf die Kommunikation des globalen Gesundheitsunternehmens Johnson & Johnson in der Schweiz. Für «4 Fragen an…» gibt er unter anderem preis, was erfolgreiche Pharmakommunikation in einem globalen Unternehmen ausmacht.

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Was fasziniert und begeistert dich an deiner Arbeit?

Als Kommunikatoren wissen wir – bildlich dargestellt – wo und wie man das perfekt gestaltete Poster an die Wand hängt. Wir müssen aber vor allem auch eruieren und erklären, weshalb wir dies tun. Dieser Mix zwischen Strategieentwicklung und dem Streben nach kreativer und wirkungsvoller Umsetzung hat mich in den letzten 20+ Jahren stets gefordert, aber auch begeistert. Zentral sind Lösungen in Übereinstimmung mit den Businesszielen. Erfolg messen wird immer wichtiger. Aber die kleinen anekdotischen positiven Feedbacks etwa einer Patientin, eines Journalisten oder eines Mitarbeitenden zu einer gelungenen Kommunikation sind letztlich das, was mich persönlich immer wieder motiviert.

«Die kleinen anekdotischen positiven Feedbacks etwa einer Patientin, eines Journalisten oder eines Mitarbeitenden zu einer gelungenen Kommunikation sind letztlich das, was mich persönlich immer wieder motiviert.»

Was ist der grösste Erfolg deiner Karriere?

Da kommen mir unzählige DTC- oder Fach-Kampagnen (von Viagra bis hin zur Immunologie) oder Kommunikationen rund um Firmen-Launches (AbbVie) in den Sinn, aber auch Employer Branding- und Change-Kommunikationen. Meinen persönlichen Erfolg würde ich damit bezeichnen, immer wieder authentische, integrierte Kommunikation zu fördern und vom Business zu fordern. Dank meinem Glauben an solche Grundprinzipien ist es mir, so denke ich, gelungen, ein glaubwürdiger Partner fürs Business zu sein. Unabhängig von Trends, der aktuellen Situation oder der gerade verfügbaren Technologie. Bereits in der analogen Zeit bis heute, wo ich in den vergangenen Jahren bei Johnson & Johnson die Digitalisierung und den Wechsel hin zu Social Media stark vorantreiben konnte.

«Meinen persönlichen Erfolg würde ich damit bezeichnen, immer wieder authentische, integrierte Kommunikation zu fördern und vom Business zu fordern.»

Was ist das Geheimnis erfolgreicher Pharmakommunikation in einem globalen Unternehmen?

Da gibt es einige… Ein wichtiges Erfolgsrezept ist sicher die Balance zwischen lokal und global: Patientinnen und Patienten aber auch alle anderen Stakeholder haben universelle menschliche Bedürfnisse, auch Kommunikationsbedürfnisse. Ein Schweizer Comms Lead muss so das Rad nie ganz neu erfinden. Zentral ist, dass sich Kommunikationsverantwortliche proaktiv an den globalen oder regionalen Prozessen im Sinn des Co-Development beteiligen und keine pfannenfertigen Kampagnen übernehmen. Auch wenn dies je nach Organisation heraufordernd sein kann. Gleichzeitig müssen wir Kommunikatoren lokal denken und insbesondere die länderspezifischen Gegebenheiten in Bereichen wie Market Access, Patient Support und Government Affairs verstehen. Wenn wir uns hier als Kommunikationsfachleute genügend vertiefen, liegen die Kommunikationslösungen schon fast auf der Hand.

Wohin entwickelt sich die Kommunikation der Pharmaindustrie respektive des Gesundheitswesens?

COVID hat es angedeutet: Die verstärkte Verflechtung der Wissenschaft mit dem täglichen Leben dürfte neue Chancen aber auch zunehmende Herausforderungen bieten. Davon leitet sich wohl der Trend ab, dass wir noch mehr aufklären und noch besser Kontext vermitteln müssen rund um die Errungenschaften von Wissenschaft und Medizin. Auch das gesellschaftliche «Angst-Management» wird sich so zu einem festen Bestandteil der Gesundheitskommunikation entwickeln. Im Übrigen wünsche ich mir manchmal eine Kristallkugel, welche (Kommunikations)trends ankündigt. Manchmal lasse ich mich aber auch gerne überraschen, um dann gemeinsam mit Branchenkollegen an neuen Ansätzen zu arbeiten.

«Die verstärkte Verflechtung der Wissenschaft mit dem täglichen Leben dürfte neue Chancen aber auch zunehmende Herausforderungen bieten.»

Über die Interviewserie «4 Fragen an … »
In der Farner Interviewserie «4 Fragen an …» beantworten Kommunikationsprofis aus der Gesundheitsbranche aus ihrer persönlichen Sicht Fragen zur Kommunikation. Sie sagen, wie sie in einem komplexen Umfeld erfolgreich kommunizieren, Herausforderungen meistern oder welche Faktoren in Zukunft erfolgskritisch sein werden für eine wirkungsvolle Kommunikation. Mehr erfahren unter Healthcare Communication